Anfänge und Gründung:
Die Anfänge des Kreisverbandes Vechta der Europa-Union liegen, sofern man nach schriftlichen Dokumenten als Beleg dafür fragt, weitgehend im dunkeln. Dennoch ist aus mündlichen Quellen bekannt, daß sich schon im Jahre 1946, also recht bald nach dem II. Weltkrieg, eine Gruppe von Männern zu einer losen Vereinigung unter dem Gedanken der “Europäischen Einheit” zusammenschloß.
Zu den Männern der ersten Stunde gehörten “Europa-Idealisten”, die sich nicht damit begnügten, ein Bekenntnis zu Europa abzulegen, sondern auch etwas dafür zu tun bereit waren. Sie glaubten, daß eine Einbindung Deutschlands in den europäischen Rahmen für das Überleben der Deutschen notwendig sei. Diese Runde entwickelte sich dann zum Kreisverband Vechta der Europa-Union, dessen erster Vorsitzender Dr.B.Enneking war. Stellvertretender Vorsitzender wurde OStD J.Nordlohne.
Die Art der von ihnen organisierten Veranstaltungen beschränkte sich im großen und ganzen auf – einige wenige – Vorträge. So hielt z.B. der Landesvorsitzende der Europa-Union, Dr. Feickert, – laut ersten schriftlichen Quellen – 1969 vor Oberstufenschülern der Vechtaer Gymnasien und Studenten der Pädagogischen Hochschule einen Vortrag über die Frage “Wie werden wir die nächsten 30 Jahre überleben?” Der ehemalige Bundesschatzminister Dr.h.c.K.Schmücker referierte im selben Jahr im Rahmen der deutsch-englischen Woche über das Thema: “Europa – nicht nur die EWG!”
Auflösung des Kreisverbandes Vechta:
Nach dem Tode von Dr. Enneking löste sich der Kreisverband Vechta am 12.7.73 auf, und zwar aufgrund der zahlreichen Austrittserklärungen. Gründe für den Austritt fast aller Mitglieder wurden nicht bekannt, vermutlich waren es u.a. auch finanzielle Querelen wegen der Mitgliedsbeiträge und der Kosten für die ‘Europa-Zeitung’.
Neugründung der Europa-Union Vechta:
1976 gründete Amtsgerichtsdirektor Dr.Schrick, der sich durch seine Tätigkeit bei der ‘Abwicklung’ der Kriegsmarine-Organisationen und den damit verbundenen Kontakten mit deutschen und ausländischen Dienststellen dem Europa-Gedanken sehr verbunden fühlte, die jetzige “Europa-Union” neu. Unter den neuen Mitgliedern befanden sich z.B. Prof.Dr. Münter, StD J.Diekmann, OStD H. Holtvogt, StD G.Möller und Landrat Clemens-August Krapp. Unter der Leitung von Dr. Schrick nahm die Arbeit in der “Europa-Union” bald einen kräftigen Aufschwung, was sich in mehreren öffentlichen Veranstaltungen äußerte.
Europawahlen 1979 und 1984:
Im Jahre 1979 bereitete Dr. Schrick z.B. im “Europa-Komitee” (u.a. zusammen mit seiner späteren Gattin, Frau Prof.Dr. Agnes Holling, als ‘Geschäftsführerin’ und Schriftführerin) die erste Direktwahl zum Europäischen Parlament vor, bei der eine enorm hohe Wahlbeteiligung erreicht wurde. Dies ‘wiederholte’ sich mit ähnlichem Ergebnis 1984, als es um die zweite Wahl zum Parlament ging. Dr. Schrick leitete den Kreisverband insgesamt neun Jahre lang. Ihm folgte 1985 Prof. Dr. H. P. Mayer im Amt des Vorsitzenden.
Direktwahl des Europäischen Parlamentes 1989:
Einer der Höhepunkte in der Amtszeit von Prof. Dr. H. P. Mayer war sicherlich die Vorbereitung der dritten Direktwahl zum Europäischen Parlament im Jahre 1989. Das dafür im Kreis Vechta gegründete “Europa-Komitee”, bereitwillig unterstützt vom damaligen Oberkreisdirektior W. Bitter, seinem Stellvertreter, J. B. Eisenbart, und dem damaligen Stadtdirektor H. Lienesch, leistete unter Prof. Mayers Leitung hervorragende Arbeit. Dem Komitee gehörten folgende Frauen und Männer an: Gisela Bär, Prof. Dr. Jürgen Baurmann, Rudolf Eckhoff (Lohne), Dr. Reinhard Fischer, Helmut Göttke-Krogmann (Lohne), Irmgard Gruber, Bernd Hilling (Visbek), Liesel Hörstmann (Dinklage), Kreispfarrer Joachim Münnich (Steinfeld), Rolf-Peter Neumann (Langförden), Ludger Suding (Lüsche), OStD Wolfgang Zapfe.
Die vielen Aktivitäten und Initiativen, die auf den Weg gebracht wurden, fanden eine recht gute Resonanz. Die Stimmung für Europa wurde am Europatag auf einer Podiumsdiskussion im Gymnasium Antonianum eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht. Vertreter politischer Parteien und der Lehrerschaft stellten einmütig fest, daß es zu Europa “keine Alternative” gebe, und der Berichterstatter der OV überschrieb seinen Bericht mit dem Wort “Aufbruchstimmung”.
Die Europa-Union Vechta entwickelt sich weiter:
Die Arbeit in der Europa-Union bekam offensichtlich einen immer ‘professionelleren’ und öffentlichkeitsorientierten Charakter – ein Trend, der sich noch einmal bedeutend verstärken sollte, als 1991 Dr. H.-P. Mayer als Staatsasekretär nach Sachsen-Anhalt berufen wurde und OStD W.Zapfe ihn im Amt des Vorsitzenden ablöste.
Das Schwergewicht aller Anstrengungen für Europa lag von jetzt an eindeutig auf einer kontinuierlichen und kompetenten Aufklärungs- und Informationsarbeit, auf dem Einsatz für Opfer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien und auf der direkten oder indirekten Werbung für den Gedanken der europäischen Einigung.
Ein große Vielzahl von Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Frühschoppen-Gesprächen, Presseverlautbarungen, Wettbewerben und Werbeaktionen, Feiern, Konzerten, Sportveranstaltungen, Benefiz-Bällen, Informationsständen und Ausstellungen, Studienreisen und sonstigen Veranstaltungen legt ein beredtes Zeugnis dafür ab, was an Kraft und Zeit, an persönlichem Einsatz in diesen Jahren bei den Anstrengungen für die europäische Einigung geleistet wurde – und dies alles zu einem Zeitpunkt, da die inzwischen eingekehrte ‘Euroskepsis” hierzulande und in anderen europäischen Ländern einen Höhepunkt erreicht zu haben schien.
Der Vorsitzende OStD W.Zapfe konnte sich bei seiner Arbeit auf einen Vorstand stützen, dessen Mitglieder – wie die ‘Gründungsväter’ – es nicht bei einem Lippenbekenntnis für Europa beließen, sondern aufgrund ihres Idealismus bereit waren, tatkräftig Hand anzulegen und mitzuarbeiten, und zwar im Sinne ihrer Überzeugung, daß “Europa” nicht von selbst entsteht, sondern nur, wenn es “Realität im Denken und in den Herzen aller Bürger” wird, wie es in der Pressemitteilung “Es ist noch weit nach Europa” vom 12.9.91 hieß. Als 2. Vorsitzende und Stellvertreterin war Gisela Bär gewählt worden, als Schriftführer Dr. Reinhard Fischer (bis 24.9.96:), als Beisitzer Dr.Heiner Reinke-Dieker, StD Helmut Backhaus (ab 24.9.96 Schriftführer), Rolf-Peter Neumann (nach seinem Ausscheiden: Dr.Stefan Gehrold), Künstler Albert Bocklage, Lehrerin Elisabeth Berding und Petra Brüggemann.
Studienfahrten der Europa-Union
Einen ‘Auftakt nach Maß’ bildete die Fahrt der Europa-Union nach Luxemburg am 28.9.91, wo die Europäische Investitionsbank, der Europaabgeordnete Eskens und Frau Lentz-Cornette, Mitglied des Europarates, Informationen aus erster Hand boten. Ähnlich informativ erwies sich die nächste Studienfahrt, die die Mitglieder der Europa-Union nach Magdeburg führte, wo Prof. Dr. Mayer, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, ein dichtes Informationsprogramm zu Fragen der Umwelt und der Raumordnung mit den Teilnehmern durchführte. Andere Fahrten führten in den Folgejahren nach Straßburg, Budapest, London, Paris, Stavanger, Krakau und Prag. Immer stand ein interessantes, europäisches Thema auf dem Programm.
Europawahlen 1994 und 1999
Naturgemäß waren die Jahre 1994 und 1999 mit den Europa-Wahlen diejenige, die die größten Anforderungen an die Arbeitskraft des Vorstandes stellte. Die Dokumentation darüber, die nur eine Auswahl erfaßt hat, füllt zwei dicke Bände in Din A4-Format von jeweils rd. 170 Seiten. Statt einer zusammenhängenden Darstellung möge der Veranstaltungskalender der beiden Jahre für sich sprechen.
Verfasser: Helmut Backhaus, 2. Vorsitzender
Download: 40-Jahre-Europa-Union-Vechta.pdf